Unterwegs auf besonderen Routen

Kein Zweifel, Wandern liegt im Trend: Allein beim jährlichen „Tag des Wanderns“ mit Mitmach-Angeboten in allen 16 Bundesländern hat sich die Teilnehmerzahl in den letzten drei Jahren mehr als vervierfacht. Ob Tageswanderung oder Mehrtagestour, ob mit oder ohne Gepäck, ob sportlich ambitioniert oder geruhsam und meditativ – für Wanderer gibt es hierzulande vielfältige Möglichkeiten. So laden allein 236 zertifizierte Qualitätswege mit einer Gesamtlänge von 15.000 Kilometern zu ungetrübtem Wandervergnügen ein. Ähnliches gilt für das Radwandern. Laut der ADFC-Travelbike-Radreiseanalyse 2019 waren im letzten Jahr 27 Prozent mehr Radreisende unterwegs als 2017. Ihnen stehen hierzulande fast 250 Radfernwege sowie eine Vielzahl von regionalen und lokalen Radrouten zu Verfügung.

Genussvoll auf den schönsten Schwarzwald-Gipfel

Mit mehr als 23.000 Kilometern einheitlich gekennzeichneten Wanderwegen gilt der Schwarzwald unangefochten als Deutschlands Wanderregion Nummer 1. Neben herausfordernden Top Trails wie z.B. dem bereits zum fünften Mal als „Qualitätsweg wanderbares Deutschland“ ausgezeichneten, rund 290 Kilometer langen Westweg erfreuen sich auch weniger ambitionierte Wanderangebote wie die Schwarzwälder Genießerpfade bei Wanderern äußerst großer Beliebtheit. Auf den zwischen 6 und 20 Kilometer langen Wegen paart sich die Freude an der Natur und einer vielfältigen Landschaft mit besonderen Genuss-Highlights. Einige der Pfade genießen regelrechten Kultstatus, so u. a. wegen ihrer „Schnapsbrünnle“, aus denen sich die Wanderer unterwegs gegen einen kleinen Obulus eines leckeren Tropfens bedienen können. Auch Obststationen, Panoramabänke oder Himmelsliegen laden zum genussvollen Wandern ein.

Kürzlich eröffnet, ist der Belchensteig der jüngste der 41 als Premiumwege ausgezeichneten Schwarzwälder Genießerpfade. Auf der 14,3 Kilometer langen Rundtour vom Hotel Wiedener Eck in Wieden gelangen die Wanderer über Wiesenpfade und Forstwege, durch das idyllische Hintergrundbachtal und vorbei an alten, traditionsreichen Schwarzwaldhöfen hinauf zum als schönster Aussichtsberg im Schwarzwald geltenden Belchen. Von dem 1414m hohen Gipfel eröffnet sich ein einzigartiger Rundumblick über Münstertal, Staufen und Bad Krozingen hinweg zur Rheinebene und den Vogesen. Im Süden grüßt – scheinbar zum Greifen nah – die schneebedeckte Schweizer Alpenkette. Entlang des Weges zum Belchen-Gipfel und zurück nach Wieden bescheren immer wieder faszinierende Ausblicke an zahlreichen Rastgelegenheiten ein Wandererlebnis der Extraklasse. Auf der Tour laden fünf Gastronomiebetriebe zu kulinarischen Genüssen ein.

Inmitten bizarrer Felsen und dichter Wälder

Ähnliche Popularität als Wanderregion wie der Schwarzwald in Baden-Württemberg genießt in Sachsen das Elbsandsteingebirge. Als Star unter den sächsischen Wanderwegen und als einer der beliebtesten in Deutschland überhaupt gilt der Malerweg. Wo sich einst Maler, Komponisten und Literaten zu unsterblichen Werken inspirieren ließen, führen heute 112 abwechslungsreiche Wanderkilometer in acht Tagesetappen einmal quer durch die faszinierende Felsenwelt der Region.

Seit 2018 können geübte, trittsichere und gut ausgerüstete Wanderer die Felsenwelt der Sächsischen und Böhmischen Schweiz auch auf einer anspruchsvollen Erlebnisroute erkunden. Während der Malerweg die touristischen Highlights des Elbsandsteingebirges wie die Festung Königstein oder die Bastei streift, verläuft der Forststeig linkselbisch auf einfachen Waldpfaden über Stock und Stein, mit vielen steilen Auf- und Abstiegen. Die insgesamt 110 km lange Trekkingroute erfordert gute Kondition, dafür belohnt sie die Wanderer nicht nur mit spektakulären Panoramablicken auf die Felslandschaften, sondern auch mit Stille abseits der touristisch hoch frequentierten Regionen des Elbsandsteingebirges. Sie lässt sich am besten in sieben Etappen erwandern, wofür sechs bis acht Tage veranschlagt werden sollten. In den Monaten April bis Oktober besteht die Möglichkeit, unterwegs in insgesamt fünf Trekkinghütten und an vier Biwakplätzen zu übernachten. Dafür müssen vorab Trekkingtickets bei den Servicepartnern des Forststeiges erworben werden. Wer es etwas komfortabler haben und nicht alles per Rucksack mit sich tragen möchte, kann auch von der eigentlichen Route abweichen und Unterkünfte bei den Forststeig-Partnern in den Ortschaften nahe der Strecke buchen.

Am Zschirnstein-Biwak auf dem Forststeig Elbsandstein ©Sachsenforst/Uwe Borrmeister

Highlights zu Fuß und per Rad in Thüringen

In Thüringen gilt zweifellos der Rennsteig als Aushängeschild in Sachen Wandern. Weniger berühmt und dennoch außerordentlich beliebt, zählt auch der im vergangenen Jahr zum vierten Mal als „Qualitätsweg wanderbares Deutschland“ ausgezeichnete Gipfelwanderweg Suhl zu den schönsten Wanderwegen Deutschlands. Nahe der Stadt Suhl verläuft er zum Teil auf dem Rennsteig und führt – obwohl nur 30 Kilometer lang – über sieben 900er Gipfel. Unterwegs reiht sich Aussichtspunkt an Aussichtspunkt, zahlreiche idyllische Rastplätze laden zum Verweilen ein. Wer den Weg als geübter Wanderer an einem Tag erwandern möchte, wird zu der Erkenntnis gelangen, dass es im Mittelgebirge keineswegs nur geruhsam zugeht. Wer sich jedoch Zeit nehmen möchte, kann sich die Tour auch gut aufteilen und in einzelnen Abschnitten erwandern. Übernachtungsangebote gibt es mit dem Gasthof „Zur Schmücke“ und der Suhler Hütte auf dem Weg selbst, aber auch in den nahegelegenen Orten Suhl, Schmiedefeld und Goldlauter.

Sportliche Radwanderer erwartet in diesem Jahr im Rahmen der internationalen Deutschland-Tour der Radprofis ein besonderes Highlight. Das Finalwochenende der Tour endet am 1. September im thüringischen Wintersportort Oberhof. Hobbyradsportler können bei der Jedermann-Tour auf zwei Strecken Profi-Feeling genießen. Start für beide Strecken ist auf dem Erfurter Domplatz. Von dort führt die kürzere Strecke über 52 Kilometer am Fuße des Thüringer Waldes entlang wieder zurück nach Erfurt. Sie steht nicht nur Rennradfahrern, sondern auch Tandemteams offen und lädt zum gemütlichen Radeln ohne Zeitmessung ein. Die längere, anspruchsvolle Schleife verläuft weiter südlich über 105 Kilometer mit einem Anstieg zum 800m hoch im Thüringer Wald gelegenen „Dach“ der Jedermann-Tour in Oberhof. Von dort radeln die Teilnehmer die letzten 50 Kilometer auf der Profistrecke wieder zurück zum Ziel in Erfurt. Als Lohn für die Mühen gibt es vom offiziellen Ausstatter der Rundfahrt für jede(n) ein Trikot in Profi-Qualität und im Design der Deutschland-Tour.

Wer es gemütlicher möchte, für den halten die vom ADAC mit Tourismuspartnern in Hessen und Thüringen zum 30-jährigen Jubiläum des Mauerfalls konzipierten „GrenzTouren“ interessante Tourvorschläge entlang der fränkisch-hessisch-thüringischen Grenze bereit. Ob entlang der Saale, auf dem Rennsteig, durch die Barockstadt Fulda, auf der Veste Coburg oder auf den Spuren von Kaiser „Barbarossa“ in Gelnhausen – auf den sechs vollständig vorgeplanten Touren locken reichlich Geschichte und Kultur. Die Start- und Zielpunkte sind bequem mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder dem eigenen Pkw bzw. Wohnmobil erreichbar. Eine spezielle Radtouristikbroschüre „GrenzTouren“ bietet viele Detailinformationen und ist in allen ADAC Geschäftsstellen und Reisebüros in Hessen, Nordbayern und Thüringen erhältlich. Alle Touren sind zudem über die ADAC Fahrradrouten-App sowie die Radroutenplaner-Apps der Bundesländer Hessen und Thüringen abrufbar.

Mountainbiker am Kanzlersgrund in Oberhof ©Thüringer Tourismus GmbH/Lars Schneider