Der Schnoor steht für Entschleunigung, das Eintauchen in Historie und gleichzeitig gibt es so viel zu erleben und zu entdecken. Hier trifft Tradition auf Moderne: Künstler, Kunsthandwerker und Gewerbetreibende wohnen und arbeiten hier seit dem Mittelalter. Besucher schätzen die bunte Mischung aus originellen Läden und Erlebnisgastronomie, die zum Bummeln und Schlemmen einlädt.
Heute beherbergt der historische Schnoor in seinen schmalen Straßen, gesäumt von Jahrhunderten alten Gebäude, viele Kunsthandwerksbetriebe, kunstvolle Brunnen und Plastiken. In direkter Nachbarschaft befinden sich auch ganz moderne Gebäude, die sich perfekt in die historisch gewachsene Kulisse einfügen. Das Schnoorviertel ist ein Ort des Besonderen.
Gastronomisch bietet der Schnoor von typisch bremische über spanische und italienische bis zu irischer Küche eine breite Palette an kulinarischen Köstlichkeiten. Der Schnoor hat auch sein „eigenes“ Bier, das Schnoor Bräu.
Lebendige Geschichte
Der Schnoor macht es möglich, hanseatische Tradition und Geschichte zu erleben. Jährlich zieht es Tausende von Besuchern in Bremens ältesten Stadtteil. Seinen Namen verdankt der Schnoor den kleinen, pittoresken Häusern, die sich wie Perlen auf einer Schnur aneinanderreihen, denn „Snoor“ ist das niederdeutsche Wort für „Schnur“.
In früheren Zeiten wurde das Viertel hauptsächlich von Fischern und Seeleuten bewohnt, da unmittelbar nebenan die Balge, ein Nebenarm der Weser, verlief.
Im Schnoor dominiert eine gemütliche, urige Atmosphäre. Von seinen engen Gassen und Winkeln fühlen sich Besucher und Anwohner gleichermaßen angezogen. Wer an den zahlreichen Restaurants, Cafés und Kneipen vorbeischlendert, erkennt die noch vielfach vorhandene historische Bausubstanz, die in den vergangenen Jahrzehnten aufwändig und liebevoll restauriert wurde.
Bremens ältester Stadtteil verfügt über zahlreiche Kultureinrichtungen wie Theater, Varietés, Galerien und Museen. Darüber hinaus befinden sich dort viele Kunsthandwerksbetriebe und Antiquitätengeschäfte mit einem außergewöhnlichen Sortiment.
Schriftlich wurde der Schnoor zum ersten Mal im 13. Jahrhundert im Zusammenhang mit dem Franziskanerkloster erwähnt. Im 14. Jahrhundert kam die dazugehörige Propsteikirche St. Johann hinzu. Diese zählt noch heute zu den wichtigen Bauwerken des Schnoors und wird liebevoll „Der kleine Vatikan im Schnoor“ genannt.
Der Schnoor ist eines der interessantesten Stadtviertel Bremens. Hier vereinen sich bremische Geschichte, lebendiger Alltag und vielfältige touristische Angebote zu einem Ort mit einer ganz besonderen Atmosphäre.
Brunnen “Beim Bade”
Im Mittelalter haben insbesondere die Fischer aus Bremen im Schnoor gelebt. Damals war ein eigenes Badezimmer ein echter Luxus und nicht selbstverständlich wie heute. Daher trafen sich die Leute in öffentlichen Badestuben um sich sauber zu halten.
Eine solche Badestube gab es auch im Schnoor und um daran zu erinnern, schuf der Bremer Bildhauer Jürgen Cominotto 1984 eine passende Skulptur. Diese Sehenswürdigkeit aus Cranit und Bronze könnt ihr euch am Stavendamm in der Nähe des Schifferhauses anschauen und so ein “waschechtes” Bremerkulturgut bestaunen.
Denkmal “Heini Holtenbeen”
“Seeg mal, kannst mi nich’n halwen Groschen lenen, ick schrief dat in min Hauptbook in.”
Mit diesen Worten lief Heini Holtenbeen vor der Börse über den Marktplatz. Jürgen Heinrich Keberle, genannt Heini Holtenbeen, war ein gebürtiger Bremer und wurde durch sein Auftreten und sein Plattdeutsch stadtbekannt. Bei einem Unfall während seiner Lehre für einen Tabakküpermeister fiel er durch eine Dachluke und kam mit Gehirnschäden und einem lahmenden Bein davon. Seit jeher humpelte er durch die Stadt und verdiente sich mit kleinen Dienstleistungen ein wenig Geld. Zum Beispiel indem er die Zigarrenstümmel der Bremer Kaufleute einsammelte und sie weiter verarbeitete.
Da er für eine Zeit lang im Schnoor wohnte, widmete ihm die Stadt ein Denkmal aus Bronze, das vom Bildhauer Claus Homfeld angefertigt wurde und seit 1990 in der Nähe vom Concordenhaus seinen Platz gefunden hat.
Ottjen-Alldag-Brunnen
Ottjen Alldag ist für den Bremer wie Klein Erna für den Hamburger oder Tünnes und Schääl für die Kölner sind. Der plattdeutsche Schriftsteller Georg Droste hat die Figur des kleinen Bremer Jungens 1910 zum Leben erweckt und seine Lebensgeschichte in drei Romanen niedergeschrieben.
Die Moral dieser Geschichte ist für den Autor, dass jeder Mensch- so auch Ottjen Alldag- in die Fäden seines Schicksals verstrickt ist. Mit dieser Aussage im Hinterkopf gestaltete der Bremer Bildhauer Claus Homfeld 1963 ein Metallrelief aus Kupferstäben mit figürlichen Elementen aus Bronze. Zu sehen ist dieses Relief vor der Wand des Hauses Schnoor 40, Ecke Spiekerbartstraße, mit einer passenden plattdeutschen Widmung:
v’ont ole Bremen
un wo’t leevt un lacht
sung uns de Dichtersmann
ut all sien Nacht.
Standbild des “Jacobus major”
Wenn man über dein Eingang an der Wüstestätte im Schnoor schaut, sieht man die Figur des Jacobus Major. Jakobus gehörte zu den zwölf Aposteln Jesu Christi. An seinem Gedenktag im Jahre 1656 wurde von sieben Kaufleuten die Sankt Jakobi Brüderschaft gegründet. Jährlich kam ein weiteres Mitglied dazu, bis die Zahl Zwölf erreicht wurde. Diese Brüderschaft besteht bis heute noch.
Zum Namenstag am 25. Juli wird die Figur von der Brüderschaft mit einem Kranz geschmückt. Wenn ihr also um diese Zeit einen Rundgang durch das Schnoor macht, könnt ihr die Figur mit samt Kranz an den Straßen Wüstestätte und Stavendamm entdecken.
Propstei St. Johann
Auch wenn die Probsteikirche im Schnoor nicht ganz von der Größe her mit dem Dom mithalten kann, ist sie dennoch ein Besuch wert. Im 4. Jahrhundert wurde die römisch-katholische Kirche erbaut und seit 1973 steht sie unter Denkmalschutz. Zur Zeit der Reformation wurde die Kirche dann geschlossen und als Kranken- und Irrenhaus umfunktioniert.
St. Johann ist die einzige erhaltene Klosterkirche der Stadt. Für Architektur-Liebhaber bietet die Probsteikirche einen Einblick in die Backsteingotik. Für alle anderen ist es auch ein Ort der Ruhe und Stille.
Mahnmal für die Opfer der Reichskristallnacht
Vom 9. auf den 10. November 1938 fanden die sogenannten “Novemberpogrome” in Deutschland statt. In vielen Städten wurden Gewaltmaßnahmen gegen Juden vom nationalsozialistischen Regime ausgeübt. Zu diesen Gewaltmaßnahmen gehörten das Zerstören und Plündern von Synagogen, das Töten, Verletzen und Deportieren in Konzentrationslager von Menschen jüdischer Abstammung.
Auch in Bremen wurden in dieser Nacht fünf Menschen jüdischen Glaubens vor dem Haus Landherrn-Amt im Schnoor ermordet und die Hauptsynagoge der jüdischen Gemeinschaft in der Kolpingstraße zerstört. In Gedenken an die Opfer trägt das Mahnmal die Namen der Ermordeten. Im Jahre 1982 wurde das Mahnmal nach dem Entwurf des Bremer Künstlers Hans D. Voss am Standort des Geschehens errichtet um mahnend an dieses schreckliche historische Ereignis zu erinnern.
Ehemaliges Hauptpostamt 1
An der Domsheide 15 findet man die ehemalige Kaiserliche Oberpostdirektion, heute die Postfiliale Domsheide. Durch die zentrale Lage diente die Filiale in der Zeit von 1878 bis heute als Oberpostdirektion der Reichspost, des Reichspostministeriums und der Deutschen Bundespost. 2004 wurde das Gebäude an den katholischen Gemeindeverband verkauft und ein Teil des Altbaus wird von der katholischen St.- Johannis-Schule genutzt.
Das Besondere an dem denkmalgeschützten Gebäude ist der reich verzierte Kaisersaal. An den Wänden befinden sich Bildnisse von Kaiser Wilhelm I., Kronprinz Friedrich sowie Kaiserin Augusta und Kronprinzessin Victoria. Wer also kulturgeschichtlich an der Kaiserzeit interessiert ist, findet hier sicherlich spannende Einblicke.
Die Bremer Stadtmauer
Wie viele andere deutsche Städte des Mittelalters verfügte auch Bremen über eine Stadtmauer um Eindringlinge fernzuhalten und die Stadt so zu schützen. Von dieser Mauer existieren heute noch Reste eines Halbturms, die im Bremer Schnoorviertel in das Haus Marterburg 45 eingebunden sind.
Hervorgegangen aus den bis zum 17. Jahrhundert erbauten Befestigungsanlagen entstanden im Jahre 1811 die Bremer Wallanlagen. Diese sind heute ein beliebtes Ziel für Spaziergänger, Fahrradfahrer und Sportler. Die Wallanlagen sind nicht nur Bremens älteste, sondern auch die erste öffentliche Parkanlage Deutschlands, die durch eine bürgerliche Volksvertretung realisiert wurde. An einem sommerlichen Tag kann man hier mit einem Kaffee to go nett verweilen.
Institut für niederdeutsche Sprache
Um die niederdeutsche Sprache, Literatur und Kultur zu erhalten und zu pflegen, gibt es das Institut für niederdeutsche Sprache. Mit Sitz im Bremer Schnoor wird das Institut als staatlich geförderte Einrichtung von einem 1973 gegründeten Verein getragen. Ebenso verfügt das Institut eine umfangreiche Sonderbibliothek für den gesamten niederdeutschen Sprachraum. Leseratten finden hier an einem grauen, regnerischen Tag bestimmt ein paar interessante Werke zum stöbern.
Das Institut ist norddeutschlandweit der am breitesten aufgestellte Dienstleister im Bereich der niederdeutschen Sprach- und Kulturarbeit.
Führungen
Die Bremer Touristik-Zentrale bietet regelmäßig individuelle Führungen durch die verwinkelten Gassen des Schnoors an, egal ob für Schulklassen oder private Gruppen. Die kundigen Gästeführer vermitteln dabei Geschichte und Geschichten des Schnoors. Weitere Informationen und Eindrücke finden Sie auf der Website der Bremer-Touristik Zentrale unter:
https://www.bremen-tourismus.de/
Straßennamen
Schnoor
Der „Schnoor“ verdankt seinen Namen dem plattdeutschen Wort „Snoor“ was „Schnur“ bedeutet. So lässt sich die Bezeichnung des Quartiers auf das alte Schiffshandwerk zurückführen. Die Gänge zwischen den kleinen Häusern standen oft in Zusammenhang mit Berufen oder Gegenständen: so wie im Schnoor Seile und Taue hergestellt wurden.
Lange Wieren
Der Name „Wieren“ lässt sich aus dem Plattdeutschen herleiten und bedeutet „Draht“. Hier hat jedoch kein Drahtzieher gearbeitet. “Lange Wieren” leitet sich vom Aussehen der Straße ab, die so langgezogen und schmal wie ein Draht erschien.
Marterburg
Der Name „Marterburg“ hat seinen Ursprung in dem Wort „Mattenburg“, der Ablieferungs- und Lagerstelle für die Matte, der Korn und Mehlabgabe. Dort lagerten die Müller ihr Mehl in den sogenannten Matten.
Nach einer Sage von Friedrich Wagenfeld zufolge, stammt der Name “Mattenburg” von einem Vorfall Anfang des zehnten Jahrhunderts: Eine angreifende Horde war in die Stadt eingedrungen und wurde beim fluchtartigen Rückzug in die enge Straße abgedrängt. Dort wurden sie aus den Fenstern der Häuser mit siedendem Öl und Wasser übergossen, “sodass sie eines jämmerlichen, martervollen Todes sterben mussten.”
Hinter der Holzpforte
Früher verlief entlang dieser Straße, vor dem Südende des Stavendamms, eine Stadtmauer, welche mit einer Pforte versehen war. Stadtpläne aus dem 18. Jahrhundert zeigten bereits, dass dort anstelle der Stadtmauer und Pforte, eine Art Turm gestanden hat. Diese Pforte trennte den Hafenbereich von der Stadt.
Stavendamm
„Staven“ ist das plattdeutsche Wort für „ beheizte Stuben“. Die bezeichneten im Mittelalter vornehmlich öffentliche Badestuben. Sie lagen auf einem sehr alten Weg in die Stadt, einem kleinen, mit Holzbohlen gepflasterten Hochwasserdamm.
Noch heute erzählt man sich, dass der Bürgermeister der Stadt Bremen seinerzeit einen unterirdischen Gang vom Rathaus zu den „Staven“ nutzte, um ungesehen in die Badestuben zu gelangen.
Hinter der Balge
Die Balge war im Mittelalter ein rechter Nebenarm der Weser. Es passierten dort kleinere Schiffe, die zur wirtschaftlich treibenden Kraft in der schnell wachsenden Hansestadt wurden. Im Laufe der Jahre versandete die Balge allerdings zunehmend und wurde schließlich im Jahre 1837 vollständig zugeschüttet. Die Häuser “Hinter der Balge” gerieten ins Abseits wie das gesamte Viertel.
Wüstestätte
Der Name “Wüstestätte” bezieht sich auf die brachliegende Stadtlandschaft. Hier, rund um den Standort des Jacobus Packhauses, hat im Jahre 1657 der Stadtbrand gewütet. Die Ecke des Viertels blieb lange Zeit unbebaut nach diesem Vorfall, die Stätte lag “wüst”.
Der Schnoor zeichnet sich durch seine kurzen, teils verwinkelten Straßen aus. „Schnoor“ und „Lange Wieren“ sind mit einer Länge von jeweils 126 Metern die längsten Straßen in Bremens ältestem Stadtviertel. Die ersten Straßennamen, die noch heute existieren, wurden bereits im Jahre 1439 genannt und aufgezeichnet.
Anfahrt & Erreichbarkeit
Der Schnoor, Bremens ältestes Stadtviertel, ist Teil der Bremer Altstadt und vom Rathaus und Roland aus bequem zu Fuß zu erreichen.
Wer also direkt von der Fußgängerzone in den Schnoor spazieren möchte, folgt vom Roland aus der Straße „Am Dom“, biegt rechts in die Balgebrückstraße und wieder links in die Straße Lange Wieren (die kleine Schnoortreppe runter), vorbei an der Propsteikirche St. Johann. Über die Straße Am Landherrnamt geht es weiter in die Straße Schnoor, die dem Stadtviertel seinen Namen schenkt.
Wer mit dem Bus oder der Straßenbahn anreist, fährt mit den Linien 2, 3, 4, 5, 6, 8, 24 oder 25 bis zur Domsheide und nutzt einen der zahlreichen Ein- und Ausgänge des Schnoorviertels.