Zwischen Elbe, Harz und Saale verzeichnet Sachsen-Anhalt über 1000 historische Gärten und Parks. Die 50 bedeutendsten und schönsten haben Fachleute seit dem Jahr 2000 in einer einzigartigen Landesinitiative in dem denkmalpflegerisch-touristischen Netzwerk „Gartenträume – Historische Parks in Sachsen-Anhalt“ zusammengefasst. Deutschlands schönste Reiseziele“ stellt hiermit weitere dieser Garten- und Landschaftsparadiese vor.
In der Region zwischen Saale, Elster und Unstrut finden Gartenliebhaber eingebettet in romantische Täler und fruchtbare Weinhänge zahlreiche Gärten zum Träumen vor. In Zeitz, dem südöstlichsten Zipfel von Saale-Unstrut, bilden das frühbarocke Schloss Moritzburg und der gotische Dom St. Peter und Paul samt den Verteidigungsanlagen und dem facettenreichen Schlosspark ein einzigartiges Gesamtkunstwerk. Seit die historischen Gartenanlagen um das im 17. Jahrhundert erbaute Schloss zur ersten Landesgartenschau Sachsen-Anhalts 2004 neu gestaltet wurden, strahlen nicht nur die Orangerie und das Badehaus in neuem Glanz, auch der herzogliche Lustgarten verwandelte sich in ein bezauberndes Ensemble aus verschiedenen Themengärten.
In Naumburg an der Saale lockt mit dem rekonstruierten und neu gestalteten Naumburger Domgarten ein weiterer Besuchermagnet. Neben idyllischen Teichen, mittelalterlichen Bastionsmauern und alten Bäumen sind im einzigartigen „Garten des Naumburger Meisters“ auch jene Pflanzen zu entdecken, die der berühmte Schöpfer der Stifterfiguren im zum UNESCO-Welterbe zählenden Dom so bemerkenswert filigran in Stein meißelte.
Ein wahres Kleinod stellen die prächtigen spätbarocken Kuranlagen und der im französischen Stil rekonstruierte Park in der Goethestadt Bad Lauchstädt dar. Das Ensemble gibt dem Besucher eine Ahnung von jener Zeit, als der Dresdner Hof 1775 seine Sommerresidenz hierher verlegte und Lauchstädt rasch den Ruf eines Luxus- und Modebades erhielt. Im zum Park gehörenden 1802 eröffneten Goethe-Theater lassen sich noch heute Musik und Schauspiel wie vor über 200 Jahren erleben.
Unweit von Bad Lauchstädt krönen in Merseburg oberhalb der Saale Dom, Schloss und Schlossgarten die Stadtsilhouette. Ursprünglich barocker Lustgarten und später von Peter Joseph Lenné landschaftlich gestaltet, bietet der Schlossgarten entzückende Ausblicke auf Dom, Schloss und die Saale.
Rosenparadies, Klostertradition und einzigartiger Harzblick
Zwischen Südharz und Kyffhäusergebirge zieht ein Ort opulenten Blütenzaubers und verführerischer Düfte jedes Jahr Besucher aus aller Welt an. Das Europa-Rosarium in der über 1000 Jahre alten Berg- und Rosenstadt Sangerhausen beherbergt mit über 8.600 Rosensorten und -arten die größte Rosensammlung der Welt. 1903 von Botanikern und Rosenfreunden angelegt, begeistert die üppige Parkanlage neben ihren duftenden historischen Rosen und den bis in den Spätherbst hinein zu bewundernden modernen Rosen mit malerischen Teichen, Pavillons und Schaugärten. Auch die jüngsten Gäste finden mit der multifunktionalen Spiel- und Erlebniswelt ihr Abenteurer- und Entdeckerparadies.
Im Harz spiegelt die Stadt Wernigerode mit ihren Terrassengärten direkt am Schloss, dem Lustgarten und dem ehemaligen Fürstlichen Tiergarten Gartenbaugeschichte wider. Die zauberhaften Schlossgärten wurden ab 1870 als Architekturgärten angelegt und bieten einen einmaligen Blick auf den Harz. Im Lustgarten finden sich noch zahlreiche Relikte seiner ehemals barocken Gestaltung wie das Löwentor oder die Orangerie. Unweit der Stadt können die Besucher im 1890 zu Forschungs- und Lehrzwecken sowie als Schauanlage für Hochgebirgspflanzen aus aller Welt angelegten Brockengarten vom Aussterben bedrohte sowie sehr seltene Pflanzen kennenlernen.
Unweit von Wernigerode vermitteln die überwiegend im 18. Jahrhundert angelegten Gärten des ehemaligen Klosters Drübeck einen Eindruck vom einstigen Klosterleben. Der Klosterhof mit einer fast 300 Jahre alten Linde, der anmutige Rosengarten, ein blühender Küchengarten sowie die meditativen Gärten der Stiftsdamen bieten Gelegenheit zu Begegnung, Besinnung und Gartengenuss.
Das ehemalige Zisterzienserkloster Michaelstein in Blankenburg veranschaulicht mit seinen nach mittelalterlichen Plänen neu angelegten Gärten sowie der Ausstellung „Klostergärten: Entwicklung – Nutzung – Symbolik“ die Vielfalt an historischen Heilpflanzen sowie Gemüse-, Obst- und Ackerpflanzen.
Ein einzigartiges Paradebeispiel für eine Kleinresidenz des Barock stellen die Gärten von Schloss Blankenburg dar. Oberhalb des Kleinen Schlosses verzückt der Terrassengarten mit einer sprudelnden Wasserachse und dem Orangerieplatz.
Völlig neue Blickperspektiven auf die ehrwürdige Domstadt Halberstadt erschließen sich von der Terrasse des Jagdschlosses Spiegelsberge. Im seit 1771 öffentlich zugänglichen Landschaftspark laden neben dem liebevoll restaurierten Jagdschloss mit dem ältesten Riesenweinfass der Welt auch die Eremitage und der Aussichtsturm Belvedere zum Besuch ein.
Die Herzen der Gartenfans höher schlagen lassen im Harz zudem das Schloss samt Schlosspark sowie die Roseburg in Ballenstedt, die Stiftsgärten in Quedlinburg, das Schloss und die Schlossgärten in Stolberg, das Kloster und der Schlosspark in Ilsenburg sowie der Landschaftspark in Degenershausen.
Grüne Oasen prägen auch Sachsens-Anhalts Landeshauptstadt Magdeburg. Vom Aussichtsturm im weitläufigen, auf einer Elbinsel gelegenen Stadtpark Rotehorn erschließt sich ein wundervoller Blick über den Park und die Elbe auf die vom majestätischen Dom St. Mauritius dominierte Stadt. Mit dem Klosterbergegarten legte kein geringerer als Peter Joseph Lenné ab 1825 am Elbufer einen der ersten Volksgärten im deutschsprachigen Raum an. In der Gartenlandschaft erweisen sich seit über hundert Jahren die umfangreichen Pflanzensammlungen des Magdeburger Fabrikanten Hermann Gruson als Besuchermagnet. Auch der im Stil eines englischen Landschaftsgartens angelegte Herrenkrugpark mit seinen mächtigen alten Bäumen gilt seit fast 200 Jahren als beliebtes Ausflugsziel.
In unmittelbarer Nachbarschaft fasziniert der 1999 zur 25. Bundesgartenschau entstandene Elbauenpark mit großen Blumenschauen, einer vielfältigen Symbiose von Gartenarchitektur und Kunst sowie einer spannenden Ausstellung über die Geschichte von Wissenschaft und Technik im Jahrtausendturm. Zudem erfreut sich der Park auch mit seinen zahlreichen Spiel- und Freizeitattraktionen wie z. B. Schmetterlingshaus, Sommerrodelbahn, Kletterfelsen und -park sowie einer Zipline großer Beliebtheit.
Parkidylle und Weltausstellungsruhm
Zwischen Magdeburg, Salzwedel und Stendal bilden die Landschaft der Altmark und der scheinbar unendliche Lindenwald der Colbitz-Letzlinger Heide die Kulissen für verwunschene Schlossgärten und barocke Gartenkunstwerke.
Pracht, Größe und landschaftliche Schönheit machen den Barockgarten Hundisburg samt dem Schloss und dem sich anschließenden Landschaftspark Althaldensleben zu einem Gesamtensemble von überregionaler Bedeutung. Die Ursprünge dieser historischen Garten- und Parkanlagen gehen bis ins späte Mittelalter zurück. Ab 1753, im Zuge der Anpassung von Teilen des damals zu den wichtigsten Anlagen Norddeutschlands zählenden Barockgartens an die neue Stilform eines englischen Landschaftsgartens, entstand bis zum Ende des 19. Jahrhunderts ein rund 100 Hektar großes Landschaftsparadies, in dem allein über 150 einheimische und fremdländische Gehölzarten zu jeder Jahreszeit die Besucher begeistern. Das Schloss wartet heute mit verschiedenen Kunstangeboten und Musikereignissen auf. Außerdem laden eine Spinnstube, Schlossladen, Schlossbrauerei sowie ein Restaurant zum Besuch ein.
Im altmärkischen Tangerhütte animiert mit dem Stadtpark eine der schönsten Parkanlagen in Sachsen-Anhalt zum Bummeln. Die großzügig gestaltete Anlage wurde 1870 durch die Fabrikanten Wagenführ und von Arnim angelegt und beeindruckt mit altem Baumbestand, Schlössern, Teichen, gusseisernen Kunstwerken und einem künstlichen Wasserfall. Ein Kleinod des idyllischen Parks sorgte sogar auf der Pariser Weltausstellung 1889 für Furore: Wie der Pariser Eifelturm erhielt damals auch der Kunstgusspavillon am Schwanenteich eine Goldmedaille.
Verwunschen mutet der Schlosspark Krumke in der Hansestadt Osterburg an. Neben dem neugotischen Schloss prägen Kavaliershaus, Steinkabinett, Orangerie, zahlreiche Skulpturen sowie eine rund 400 Jahre alte Buchsbaumhecke den einstigen Barockgarten. 1860 zum Landschaftspark umgestaltet, kam das malerische Paradies als Drehort für den historischen Fernseh-Zweiteiler „Das Bernstein-Amulett“ sogar zu Filmehren. Besonders entspannt lässt sich die Pracht des Parks bei einer Bootsfahrt auf dem Flüsschen Biese genießen.
Bei einer derartigen Fülle an Gartenträumen dürfte es nicht leicht sein, sich für einen Park oder eine Region zu entscheiden. Wer vorab zu Hause schon mal virtuell einen Spaziergang unternehmen möchte, kann auf der Webseite Gartenträume 360° anschauliche Eindrücke gewinnen. Dabei könnte es durchaus sein, dass man im ganz persönlichen „Lieblingspark“ so manche Überraschung entdeckt!