Ersehnt, erhofft, langfristig geplant: Weil Urlaub die schönste Zeit des Jahres sein soll, setzen wir alle uns gerne unter Druck. Und im Endeffekt ist die freie Zeit kaum stressiger als unser Alltag. Statt Erholung erwarten uns kilometerlange, an den Nerven zerrende Staus im, Schlangen am Buffet, Handtücher auf Sonnenliegen, ein Sight-Seeing-Marathon – und natürlich sind wir immer und überall erreichbar. Per SMS, Email oder WhatsApp. Schließlich könnte bei der Arbeit ja etwas sein. Kein Wunder, dass Burn‑outs inzwischen gang und gäbe sind.
Auszeit vom Stress
Genau hier setzt der neue Trend zum Slow Tourismus an. Dahinter verbirgt sich keine komplett neue Reiseform, sondern vielmehr eine neue Haltung zum Reisen: Abschalten und alles einmal hinter sich lassen. Sich Zeit nehmen, die Umgebung auf sich wirken lassen und Eindrücke sammeln, die die Seele berühren.
Für Tourismus-Forscher ist dies ein klarer Gegentrend zu unserer hektischen Leistungs- und Erlebnisgesellschaft. Anstatt aber gleich das komplette Lebenskonzept über den Haufen zu schmeißen und wie Robinson auf eine einsame Insel auszuwandern, werden beim Slow Tourismus gezielt persönliche Auszeiten genutzt, um innezuhalten und als Mensch wieder zu sich zu kommen. Weg mit Laptop, Tablet und Smartphone – hin zu neuer Bewusstheit für den wunderbaren, unverwechselbaren Moment.
Im Gefolge der Slow Food Bewegung
Entstanden ist der Slow-Tourismus-Gedanke bereits 1999, damals im Rahmen der italienischen Slow Food Bewegung. Dort ging es darum, wieder Spaß am Essen zu bekommen, bewusst zu genießen, auf Regionales zurückzugreifen. In der Hochzeit der Bettenburgen und des Pauschaltourismus mit überfüllten Stränden und Extrem-Partyurlauben am Ballermann oder am Goldstrand ergab sich der Wunsch nach dem „langsamen“ Tourismus quasi von selbst. Und seither wird die absichtsvolle, geplante Entschleunigung zunehmend beliebter.
Was tut einem wirklich gut?
Das Schöne bei dieser neuen Tourismus-Bewegung: Sie ist individuell! Hier gibt es keinerlei Vorgaben, jeder kann für sich entscheiden, wie er seine Auszeit vom Stress gestaltet und am besten runterkommt.
Die wichtigsten Grundgedanken beim Slow Tourismus sind:
- regional
- heimatverbunden
- selbstbestimmt
- digitale Abstinenz
Bevorzugt werden daher meist Gegenden oder Aktivitäten gewählt, die Individualismus erlauben. Klassiker sind daher beispielsweise Wandertouren durch abgelegene Gegenden, Pilgerreisen oder auch Rucksacktourismus. Dem Motto der Entschleunigung gemäß, sind auch Unterkünfte in abgelegeneren Gegenden ausgesprochen beliebte Reiseziele. Statt einem umtriebigen Hotel sind private Unterkünfte eine passende Alternative.
Dabei muss der Slow Tourist nicht auf Komfort verzichten, denn häufig bieten diese alles für einen Wellness-Urlaub für alle Sinne. Abseits der Massen finden sich etwa bei Belvilla Ferienhäuser, die neben einer besonders schönen Lage auch komplett für eine entspannte Auszeit ausgerüstet sind. Gerade die Abgeschiedenheit und Intimität zählen heute für viele bei der Ferienunterkunft und gelten als der „neue Luxus“.
Wer sich dann auch noch bewusst für einige Zeit von Smartphone und WLAN verabschiedet, wird sich binnen kürzester Zeit wie ein neuer Mensch fühlen. Einfach mal nach der inneren Uhr leben, sich treiben lassen, Natur und Umfeld bewusst erleben.
Naturnaher Urlaub
Gerade inmitten der Natur fällt es uns leichter, zu entspannen. Da ist Seele baumeln lassen und wieder zu sich kommen ebenfalls möglich. Die Unterkunft ist dann Startpunkt für vielfältige Ausflüge ins Grüne. Oder wie wäre es mit einer Auszeit im Kloster? Die Stille und Rückbesinnung auf sich selbst sind ein einmaliges Erlebnis.
Innehalten und einfach mal treiben lassen
Statt eines überfüllten Terminplans vor Ort (mit Liege noch vor dem Frühstück reservieren und dem Zwang sämtliche wichtige Sehenswürdigkeiten besucht zu haben), lohnt es sich immer, sich einmal einfach treiben zu lassen. So können einfach mal kleine Städtchen am Wegesrand erkundet werden. Dort lässt man sich von den Menschen vor Ort mitziehen und achtet auf die Details rechts und links. So lässt sich garantiert viel Schönes entdecken, das einen teilweise zutiefst berührt.
Auf Nachhaltigkeit achten
Wer Slow Tourismus einfach nur für einen neuen, kurzlebigen Trend hält, der irrt. Denn hierbei handelt es sich um eine Bewegung, die neue Strömungen der Gesellschaft aufnimmt und widerspiegelt. Denn auch Nachhaltigkeit ist ein wichtiger Gedanke bei dieser Reiseform. Immer mehr Menschen wünschen sich nämlich, auch die An- und Abreise zum Urlaubsort wieder bewusst zu erleben. Ein Gefühl für die Zeit und die zurückgelegte Entfernung zurückzugewinnen.
Wer binnen zweieinhalb Stunden mit dem Flieger plötzlich in einer komplett anderen Welt landet, empfindet regelrecht einen kleinen Kulturschock und die innere Uhr hat größte Mühe, sich darauf einzustellen. Auch deshalb wird die Auszeit im eigenen Land oder das Bahnanreisen zunehmend wieder beliebter. Der Slow Tourist sieht die Gegenden, durch die er sich seinem Ziel nähert und stimmt sich so allmählich ein – bei einem gleichzeitigen inneren zur Ruhe kommen.
Gerade eine Reise mit dem Nachtzug kann eine wunderbare Einstimmung sein: Wenn man am frühen Morgen im Zielbahnhof einfährt, ist es, als würde man wirklich in einem ganz anderen Leben, einer anderen Welt ankommen. Im Urlaub.